Interview Echtzeitblog vom 06. Dezember 2018

»Niemand muss mehr als 50 Prozent arbeiten«

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Echtzeitblog.com 6. Dezember 2018

»Viele Menschen würden gerne weniger arbeiten. Buchautor und ZDF-Redakteur Axel Mengewein ist seit Langem in Teilzeit. Im Interview verrät er, wie es geht.

Herr Mengewein, woher kommt der Wunsch vieler Menschen nach einer Reduzierung der Arbeitszeit?

Axel Mengewein: Teilzeit liegt europaweit im Trend. Ich glaube, das liegt daran, dass sich die Einstellung zur Teilzeit geändert hat. Früher sahen viele Teilzeit hauptsächlich als ein Modell für Mütter an, heute ist auch ein Zuwachs bei Männern festzustellen, die die Vorteile von weniger arbeiten und mehr leben schätzen gelernt haben. Teilzeit ist ein völlig legaler Weg, sich Zeit für Dinge zu nehmen, die einem wichtig erscheinen. Wir müssen nur Teilzeit neu denken lernen und uns trauen, uns Zeit für uns selbst zu nehmen. Mit der neuen Brückenteilzeit wird sich der Trend hierzulande sicher noch einmal deutlich verstärken.

Warum ist bei Ihnen der Wunsch nach weniger Arbeit entstanden?
Bei mir gab es mehrere Impulse, die mich dazu motiviert haben, Teilzeit zu arbeiten. Erst war es eine berufliche Weiterbildung, dann wollte ich mich um meine Mutter kümmern, später die Verwirklichung lang ersehnter Träume, wie eine Weltreise zu machen, den schwarzen Gürtel in Taekwondo und ein Buch zu schreiben.

Für welches Teilzeit-Modell haben Sie sich entschieden?
Aktuell arbeite ich in dem Modell drei Wochen arbeiten, eine Woche frei. Das sind rund 80 Prozent. Das ist mein Lieblingsmodell. Wenn man an die Teilzeitwoche noch die rund 25 Tage Urlaub dranhängt, entspannt sich das Leben schon enorm. Der Monat hat 30 Tage, aber man arbeitet nur an 15 Tagen. Fühlt sich an wie 50 Prozent, man bekommt aber 80 Prozent des Gehalts. Ab 2020 habe ich die Option, wieder Vollzeit zu arbeiten, denn ich habe in den Teilzeitanträgen immer ein Enddatum vereinbart. Das ist wichtig, wenn man irgendwann einmal wieder 100 Prozent arbeiten möchte.

Als Minimalist auf Weltreise

Haben Sie auch andere Modelle getestet?
Ja, zuvor habe ich das Modell mit zwei Wochen Arbeiten, zwei Wochen frei gelebt, um die Welt zu umrunden. Um die vielen Sprünge in ferne Länder zu finanzieren, habe ich meine Wohnform in Deutschland gekündigt und mich für diese Phase zum Minimalist entwickelt. Das war zugegebenermaßen schon extrem, aber die Erfüllung meiner Wünsche war es mir wert. Die Vier-Tage-Woche habe ich für eine berufliche Weiterbildung genutzt, um an der Uni in Dortmund meinen Doktor zu machen. Leider ist mir damals der Teilzeit-Trojaner zum Verhängnis geworden, weshalb ich die Promotion nie abgeschlossen habe.

Der Teilzeit-Trojaner?
Damit ist gemeint, dass man das gleiche Pensum in kürzerer Zeit und für weniger Geld erledigt.

Wie klappt es heute?
Ich habe das Glück, dass mir mein Arbeitgeber Teilzeit ermöglicht, wofür ich sehr dankbar bin. Ich ärgere mich nur, dass ich nicht schon viel früher auf die Idee gekommen bin. Anfangs habe ich mir auch alle nötigen Informationen zur Teilzeit an unterschiedlichen Stellen zusammen suchen müssen. Jetzt möchte ich auch andere Menschen dazu motivieren, Teilzeit zu arbeiten und eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu haben. Deshalb habe ich alles Wissenswerte zum Thema recherchiert und in das Buch gepackt. Aktuelle Entwicklungen wie Meldungen, Gesetze, Urteile sammle ich auf meinem Teilzeitblog unter www.halbearbeitganzesleben.de

“Teilzeitarbeiter sind besser organisiert, produktiver und melden sich weniger krank”

Welche Konsequenzen spüren Sie im Job durch die verringerte Arbeitszeit?
Teilzeitarbeiter sind besser organisiert, produktiver und melden sich weniger krank. Die Vorteile sind bei allen Beteiligten positiv spürbar. Sobald man Teilzeit macht, leistet man freiwillig keine unbezahlten Überstunden mehr, weil sowohl die Personalabteilung als auch man selbst auf die reduzierten Wochenarbeitsstunden achten. Natürlich ist man durch Teilzeit in einer Firma weniger sichtbar, aber auch hierfür gibt es Lösungen, die funktionieren.« […]

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